Daniel Drepper

Sportwoche 06/11: Pechstein läuft, Dopinglager gefunden

Thema der Woche: Claudia Pechstein
Claudia Pechstein darf wieder eisschnelllaufen, schon an diesem Wochenende startet sie in Erfurt. Sie hat Resturlaub genommen bis zur WM in Inzell, danach muss sie eigentlich zum Polizeidienst antreten, da sie aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr ausgeschlossen wurde. Mal sehen, ob das bis dahin Bestand hat. Unter der Woche gab sie eine Pressekonferenz, es wurde im Sportausschuss diskutiert – und in zahlreichen Medien. Ich empfehle einen gut siebenminütigen ZDF-Beitrag von Ralf Paniczek, der die vergangenen zwei Jahre aufarbeitet. Über die Sitzung im Sportausschuss haben unter anderem Deutschlandfunk und Tagesspiegel berichtet. Ich selbst kommentiere die Causa Pechstein im Moment lieber nicht – dafür habe ich mich damit in den vergangenen Monaten zu wenig beschäftigt. Im Sportausschuss war am Mittwoch übrigens eigentlich auch Doping im Breitensport Thema. Das scheint in den Medien untergegangen zu sein.

Gedopt
Der Spiegel berichtete am Montag noch einmal über den Erfolg der deutschen und österreichischen Fahnder, die im hessischen Nidda-Wallernhausen ein Lager von International Pharmaceuticals hochnahmen. Illegale Arzneimittel im Wert von angeblich zehn Millionen Euro. Es soll der größte Fund dieser Art sein, den es in Deutschland jemals gab. Auch Spitzenathleten sollen Kunden der Firma gewesen sein, bisher ist da aber noch nichts ans Licht gekommen.

Wolfgang Schmitz vom Zollkriminalamt Köln hat mit DRadio Wissen darüber gesprochen, dass das Dopinggeschäft mittlerweile lukrativer scheint als der klassische Drogenhandel. Mit Schmitz hatte ich damals auch für den Beitrag zum Doping der Straße gesprochen.

„Der Antidopingkampf ist nahezu wirkungslos“ titelt die Stuttgarter Zeitung einen lesenswerten Gastbeitrag von Helmut Digel. Digel kritisiert folgenlose Initiativen, gescheiterter Bemühungen, erfolgreiche Vertuschung und unerlaubte und unverschämte Bereicherung. Und er kritisiert die Eitelkeiten der Branche.

Der Antidopingkampf hat seine eigenen Medienstars hervorgebracht. Haben sich diese Stars einmal lauthals artikuliert, so sind sie als Antidopingexperten anerkannt, ganz gleich, welche Qualität ihre Expertise besitzt. Selbstverständlich werden sie dann auch in Anhörungen des Bundestags-Sportausschusses gehört und sind beliebte Interviewpartner für Presse, Rundfunk und Fernsehen. Auf diese Weise werden vor allem Laborexperten wie Wilhelm Schänzer und Mario Thevis zu kurzfristigen Medienstars, Sportmediziner wie Perikles Simon laden zu Presseterminen ein und glauben, Spektakuläres zu verkünden. Starbetrügern wie Alberto Contador, Katrin Krabbe oder Grit Breuer stehen Antidopingstars wie Werner Franke, Michael Lehner oder Armin Baumert gegenüber. Juristen sind dabei selbst ernannte Antidopingstars, um im nächsten Fall für viel Geld Dopingbetrüger zu beschützen.

Der Leitsatz „Einmal Doper, immer Doper“, den zuletzt auch Stefan Matschiner noch einmal wiederholte, scheint sich einmal mehr zu bestätigen: CERA-Doper Ricardo Ricco liefert sich offenbar nach einer missglückten Eigenbluttransfusion selbst ins Krankenhaus ein.

Drei neue Texte hat die Sportwoche von ihrem prominent besetzten Runde Tisch zum Thema Doping veröffentlicht. Manfred Behr, Chefredakteur der Sportwoche, hatte gemeinsam mit Stefan Matschiner das Buch „Grenzwertig“ geschrieben. Die Beiträge:

Und sonst?
Blatter wackelt. Die Vereine wollen Mitspracherecht – und es scheint so, als wolle Mohammed Bin Hammam nicht nur die WM 2022, sondern gleich die ganze FIFA. Seine Chancen stehen angeblich gut.

The Inner Ring hat eine sehr stylische neue Webseite. Und weil ich das Radsport-Blog seit vergangener Woche lieb gewonnen habe, hier noch einmal der Verweis.

Dank an Ralf, Stefan und Fred

  1. 12. Februar 2011 -

    Danke für den Hinweis mit dem „Runden Tisch“ in Österreich. Wieder eine Bestätigung mehr dafür, dass man echten Sport ehen bei der D-Jugend des Dorfvereins als bei den Spitzensportlern im Fernsehen geboten bekommt.

  2. 18. Februar 2011 -

    Übrigens: Sportwoche gibt’s erst wieder Mitte März, Urlaub :)

  3. 23. Februar 2011 -

    Dann bin ich aber mal gespannt, wieviel da nachgearbeitet wird…;-)