Daniel Drepper

Ein neues Hoch für investigativen Journalismus

Zwei Mal hatte investigative Recherche in der Vergangenheit große Zeiten. Anfang des 20. Jahrhunderts deckten die Muckraker in den USA Machtmissbrauch großer Unternehmen auf. In den 60er und 70er Jahren waren es der Vietnam-Krieg und die Watergate-Affäre. Ich glaube, dass wir wir vor einer neuen Hochphase des investigativen Journalismus stehen.

Ich habe in den vergangenen Wochen in den USA mit einigen Vorreitern des investigativen Journalismus gesprochen, mit Rechercheuren an der Columbia, bei ProPublica, der New York Times, BuzzFeed, dem ICIJ und dem Center for Investigative Reporting. Ich bin der festen Überzeugung, dass investigative Recherche in den kommenden Jahren einen Boom erleben wird. Die Bedingungen dafür sind perfekt.

Warum ich da so sicher bin, habe ich im Titelthema des aktuellen „journalist“ beschrieben: „Die Aufdecker“ (leider nicht online).

Werkstattheft Recherche
Für das medium magazin habe ich in den vergangenen Wochen ein Werkstattheft zum Thema Recherche produziert. Das Heft wird der nächsten Ausgabe des Magazins beiliegen. Zwei Monate vor Ende meines Fellowships an der Columbia finden sich darin ein paar der Dinge, die ich hier gelernt habe: zum Thema Daten, zum Öffnen von Quellen, zum Strukturieren von langen Recherchen. Das Werkstattheft kann hier zum Preis von 4,99 Euro bestellt werden.

Außerdem habe ich für die kommende Ausgabe der message einen Text über die zunehmenden Probleme der Pressefreiheit in den USA geschrieben.

Für das Werkstattheft des medium magazins habe ich habe ich auch eine Twitter-Liste mit investigativen Reportern aus dem deutschsprachigen Raum erstellt. Der Liste könnt Ihr hier folgen: bit.ly/InvestigativDeutsch. Bislang sind 58 Journalisten auf der Liste, weitere Vorschläge sind willkommen.

Initiative für gemeinnützigen Journalismus

Es ist kein Geheimnis, dass ich großer Freund des gemeinnützigen Journalismus bin. Anfang Januar war ich dabei, als sich einige Leute zu einer informellen Besprechung an der TU Dortmund getroffen haben. Aus diesem Treffen ist eine Inititative des netzwerk recherche enstanden, die seit einigen Tagen auch im Netz zu finden ist. Dort erklären wir, warum die Gemeinnützigkeit dem deutschen Journalismus gut tun würde. Bitte vorbeischauen, verbreiten und für den Newsletter anmelden: nrch.de/nonprofit

Ich komme in New York so gut wie nicht zum bloggen. Das wird sich bis zum Ende meines zehnmonatigen Fellowships Ende Mai kaum ändern. Wer wissen will, was hier drüben passiert, kann mir bei facebook oder twitter folgen. In Deutschland schlage ich dann wieder zur Jahreskonferenz des netzwerk recherche auf, am 4./5. Juli. Hier könnt Ihr Euch anmelden.

[Update: Guter (gemeinnütziger) Journalismus entsteht nicht automatisch, wir müssen uns dafür einsetzen. Für den DJV habe ich noch einen Text zum Thema nachgereicht.]

[Foto im Header: Watergate-Komplex via flickr.com Aaron Webb]