Daniel Drepper

sport inside: Elitärer Balanceakt

Gemeinsam mit Robert Kempe habe ich in den vergangenen Monaten einen Film für das WDR-Sportmagazin sport inside produziert. Es geht um Eliteschulen des Sports. Das knapp zehnminütige Stück läuft morgen Abend in der Sendung ab 22.45 Uhr im WDR und ist später auch auf der Webseite zu sehen.

Wir waren mit der Kamera in Essen, Frankfurt, Mainz, Magdeburg und Potsdam – und hätten Material für eine halbe Stunde gehabt. Der Teaser für die eingedampfte Version:

Mehr als 11.000 Schüler besuchen in Deutschland Eliteschulen des Sports, dort soll Schulausbildung mit dem Leistungssport verbunden werden. Olympia ist das große Ziel, Medaillen für Deutschland. Deshalb arbeiten die jungen Menschen oft von morgens fünf bis abends um acht. Zeit zur Selbst-Reflexion bleibt da nicht. Fraglich ist zudem, wie effektiv die mit Steuergeldern finanzierte Schufterei überhaupt ist.

Insgesamt gibt es in Deutschland 41 Eliteschulen des Sports. Sie sind den Kinder- und Jugendsportschulen der DDR nachempfunden. Der Großteil der Schüler sind von Sportverbänden empfohlene Talente. Sie sollen später einmal Medaillen gewinnen. Dafür arbeiten sie oft von morgens um fünf bis abends um acht Uhr. Lernen, Prüfungen, Wettkampf und Training, oft auch Leistungsdiagnostik, um punktgenau fit zu sein. Den jungen Sportlern bleibt kaum Zeit, sich selbst und ihren Aufwand für den Sport kritisch zu hinterfragen. Auch Fragen nach einer Zukunft außerhalb des Sports haben wenig Platz.

Dabei zeigt die Statistik, dass die Wenigsten ihr großes Ziel später auch tatsächlich erreichen. Zudem ist die vom Steuerzahler finanzierte Schufterei Studien zufolge nicht einmal effizient. Wissenschaftler haben gezeigt: Je länger Olympiateilnehmer an einer Eliteschule des Sports waren, desto weniger erfolgreicher sind sie. Eine breite Diskussion über die Rolle der Eliteschulen gibt es nicht.

  1. 23. April 2013 -

    Ich bin erschüttert über diesen Bericht:

    1. Sportschulen bieten eine Perspektive. Ob man das oberste Ziel erreicht, ist bei einer Perspektive nicht zwingend das Wichtigste. Hier sei der Gegensatz zur sonstigen Realität der Perspektivlosigkeit für unsere Jugend aufgezeigt.

    2. Ob das System der Schulzeitstreckung wirklich ’schädlich‘ ist, darf nicht nur so daher gesagt werden, sondern sollte auch untermauert werden. Werden im Gegensatz zu dieser ‚Schädlichkeit‘ nicht dauernd der allgemeine Schulstress, die normale (kurze) Dauer der Schulbildung sowie die aktuelle Praxis der ‚Bildungsempfehlung‘ angeprangert? Wie schädlich kann es dann sein, dass ein Sportschüler erst mit 20 oder noch später sich Gedanken machen muss, was er nun tatsächlich mit seinem Leben anfangen möchte.

    3. Ich bin selber von 82. bis 89. auf einer KJS gewesen und mir hat es nicht geschadet. Trotz zwei Jahre Schulzeitstreckung bin heute Wirtschaftsinformatiker und nicht wie sie prognostizieren ‚perspektivlos und nur auf Sport ausgerichtet‘. Ja richtig, ich treibe auch heute noch Sport.

    4. Ihrer Aussage, dass die Kinder heute vom 12/13 aufgenommen werden zeugt davon, dass sie gar keine Ahnung von der Materie haben und einfach nur schlecht recherchiert haben. Die Aufnahme an eine Sportschule ist nämlich von Sportart zu Sportart vollkommen unterschiedlich.

    Ich bin stolz darauf, dass meine Nichte wie viele andere Kinder und Jugendliche heute eine Sportschule besucht und dort sowohl ihren Körper als auch ihren Geist formt und fördert. Auch weiß ich ihren Beitrag für die Gesellschaft zu schätzen, die sich zu den Höhepunkten des Leistungssports regelmäßig vor dem TV versammelt und unseren Sportlern zujubelt und stolz darauf ist, wenn eine Geldmedaille gewonnen wird. Ohne die persönliche Aufopferung dieser Kinder und ohne das Zutun der Gesellschaft in Form von Steuergeldern wäre das unmöglich. Wenn das Verschwendung ist, dann weiß ich nicht, was sie unter einem sinnvollen Einsatz jener Mittel verstehen.

    Gern lade ich sie zum nächsten Ehemaligentreffen der KJS in Dresden ein, um sich ein Bild all der gescheiterten Existenzen zu machen.

    Sport frei!
    Roland Friebel-Scholz

  2. 23. April 2013 -

    Hallo Herr Drepper und Kempe, was wollten Sie eigentlich mit diesem Beitrag aussagen? Sie werfen Fragen auf, zweifeln an der Sinnhaftigkeit von Eliteschulen des Sports aber haben nicht ein einziges schlüssiges Argument, Ihre Aussagen zu belegen. Stattdessen hört man unterschwellig Ihre Ablehnung heraus, gegenüber der Übernahme einer Methode aus der ehemaligen DDR. Vielleicht hilft es Ihnen ja, zu wissen, dass auch Fußballschulen in anderen westlichen Ländern (z. B. in Barcelona oder bei Ajax Amsterdam) nach diesem Muster ihre Talente fördern?
    Und das die armen Kinderchen von früh bis abends nur für Schule, Sport, Essen und Schlafen Zeit haben, scheint ja was ganz besonders Schlimmes zu sein. Ja die Belastung ist hoch, sehr hoch. Aber können Sie dem geneigten Zuschauer Ihrer Sendung vorschlagen, wie man es auf andere Weise zu Höchstleistungen im Sport (oder auch auf anderen Gebieten) bringen kann? Was glauben Sie, wie es Sportlern geht, die nicht das Glück haben, eine Sportschule besuchen zu können? Deren Belastung ist noch höher, denn ohne in- und extensives Training kann man nichts erreichen im Leistungssport. Oder was glauben Sie, wie der Tagesablauf von Spitzenathleten auf der ganzen Welt aussieht, die keine Sportart betreiben, von der man eine längere Zeit gut leben kann (wie z. B. Fußball o.ä.)?
    Sie führen weiterhin an, dass unser Staat „hunderte Millionen“ in diese Sportsystem investiert, ohne einen einzigen Beleg oder gar eine etwas genauere Zahl. Das ist Boulevardjournalismus auf unterstem Niveau. Etwas genauer und mit Quellenangaben versehen darf es im öffentlich rechtlichen Fernsehen schon sein. Im Übrigen sind diese Millionen (wie viele es auch immer tatsächlich sind) einfach zu wenig, um mit anderen Nationen, in denen der Sport einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert besitzt als in Deutschland mithalten zu können. Oder was glauben Sie, wie viel Geld etwa in den USA, China oder zuletzt dank der Olympischen Spiele im eigenen Land in Großbritannien dafür ausgegeben wird?
    Nun zu einigen Formulierungen aus dem Beitrag bzw. der Website zu dem Beitrag:
    „Die Statistik zeigt, dass die Wenigsten Ihr großes Ziel auch tatsächlich erreichen.“ Wow, was für eine sinnfreie Aussage. 1. Welche Statistik? 2. Na logisch, schon mal was von einer Leistungspyramide gehört? Wie viele Sportler betreiben z.B. Hammerwerfen und wie viel Olympiasieger gibt es im Hammerwerfen?
    „Je länger Olympiateilnehmer an einer Eliteschule des Sports waren, desto weniger erfolgreich sind sie.“ Beispiele? Belege? Nö, wozu auch? Und wie haben wohl die erfolgreichen Olympioniken ihren Tagesablauf gestaltet, wenn sie an einer ganz normalen Schule gelernt haben? Kein Wort. Vermutlich haben die einfach nur halb so viel trainiert und hatten ganz viel Zeit „sich selbst und ihren Aufwand für den Sport zu hinterfragen“.
    „Eine breite Diskussion über die Rolle der Eliteschulen gibt es nicht.“ Ja und warum? Haben Sie auch nur ansatzweise eine Alternative aufgezeigt? Nein! Die Frage müsste eher lauten: Wie schafft man es die Eliteschulen des Sports noch effizienter zu gestalten?
    Sie beklagen zudem, dass die Schufterei der Kinder auch noch vom Steuerzahler finanziert wird. Sie haben aber scheinbar überhaupt keine Probleme sich Ihr unausgegorenes Machwerk vom Gebührenzahler finanzieren zu lassen. Vielleicht setzen Sie da mal an, Gelder sinnvoller zu verwenden? Darauf haben Sie doch direkten Einfluss.
    Man muss zwangläufig den Eindruck gewinnen, dass Sie für diesen Beitrag nur äußerst oberflächlich recherchiert haben und von der Materie an sich nur wenig bis gar keine Ahnung oder gar Wissen besitzen.
    Dass ich im Gegensatz zu Ihnen weiß, wovon ich schreibe, kann ich Ihnen belegen, denn ich war selbst als Sportler 10 Jahre inkl. Schulzeitstreckung an einer KJS der DDR und habe aktuell einen Sohn, das ebenfalls seit vier Jahren an einer Sportschule lernt und trainiert.

    Mit sportlichen Grüßen.

  3. 24. April 2013 -

    Danke für die Kritik. Wir bestreiten nicht, dass aus Eliteschülern des Sports oder Schülern der Kinder- und Jugendsportschulen glückliche und erfolgreiche Menschen werden können. Uns war aber wichtig, darzustellen, dass die Eliteschulen des Sports ihren Fokus sehr viel stärker auf den Sport, als auf die allgemeine Bildung und die Selbstreflexion legen.

    Die Zahlen im Beitrag sind alle belegt, insgesamt werden in Deutschland fast vier Milliarden Euro jährlich für den Sport ausgegeben, davon mehrere hundert Millionen Euro für den Spitzensport. Die Eliteschulen des Sports werden aus Steuergeldern subventioniert, diese Steuergelder kommen vor allem aus den Etats der Bundesländer. Deshalb ist es besonders wichtig, die Effizienz dieser Mittel zu hinterfragen.

    Professor Arne Güllich hat über mehrere Jahre hinweg Studien zum Nachwuchsleistungssport gemacht. Eine dieser Studien hat das genannte Ergebnis hervorgebracht: Je länger Sportler auf Eliteschulen des Sports waren, desto weniger erfolgreich sind sie später bei Olympia. Einer der Gründe: Oft spezialisieren sich Sportler zu früh auf eine Sportart, obwohl sie eventuell in einer anderen Sportart mehr Talent hätten.

    Sie können sicher sein, dass wir mit zahlreichen Menschen über die Eliteschulen des Sports gesprochen haben. Athleten, ehemaliger Athleten, Experten… Wir haben über Wochen und Monate an diesem Thema gearbeitet. Nicht jedes Rechercheergebnis ist auch im Film zu sehen.

    Sie können ebenfalls sicher sein, dass ihr Gebührengeld vernünftig eingesetzt ist. Genau das ist die Aufgabe von Journalismus: Dinge kritisch zu hinterfragen. Wenn wir unser Geld leicht verdienen wollten, würden wir Jubelberichterstattung machen. Davon gibt es aber schon viel zu viel.

    Beste Grüße, Daniel Drepper

  4. 2. Mai 2013 -

    Wow, an Sportschulen wird der „Fokus sehr viel stärker auf den Sport“ gelegt. Was für eine Erkenntnis! Ich vermute, an Musikschulen liegt der Fokus sogar auf Musik.

    Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung als Sportschüler und Vater eines aktuellen Sportschülers bestätigen, dass an Sportschulen auch großes Gewicht auf die schulische Entwicklung gelegt wird. Aber natürlich auch und mehr als an normalen Schulen auf den Sport, logisch.

    Bezüglich der Selbstreflexion fehlt mir der Vergleich zu normalen Schulen. Denn so etwas habe ich auch dort nie bemerkt. Aber sicher lassen Sie uns an Ihrem Wissen über den Status der Selbstreflexion an normalen Schulen teilhaben. Bin gespannt.

    Eine Behauptung, dass irgendetwas belegt ist, beweist gar nichts. Wie sieht es mit Quellenangaben aus? Woher nehmen Sie die 4 Milliarden Euro jährlich für den Sport? Und wenn schon, hier geht es um Leistungssport. Dafür sah der Bundeshaushalt in den letzten Jahren (Tendenz leicht steigend) immer so um die 250 Mio. vor, größtenteils aus dem Innenresort und Verteidig (wegen Sportfördergruppe Bundeswehr).

    Welche Emotionen wollen Sie mit der Formulierung „Die Eliteschulen des Sports werden aus Steuergeldern subventioniert“ schüren? Wieso „subventioniert“? So gut wie alles, wird in unserer Gesellschaft von Steuergeldern bezahlt. Außer natürlich der öffentlich rechtliche Rundfunk. Der wird vom Gebührenzahler zwangssubventioniert, nicht wahr?

    Nun zu Ihrer angeführten Studie zum Nachwuchsleistungssport. Die Logik hinter „Je länger Sportler auf Eliteschulen des Sports waren, desto weniger erfolgreich sind sie später bei Olympia.“ erschließt sich mir nicht. Denn Schüler, die die leistungssportlichen (Kader-) Normen nicht erfüllen, verlassen entweder die Sportschule wieder – demnach ist es logisch, dass erfolgreiche Sportler länger an der Sportschule sind – oder sie wechseln in eine andere Sportart. Das ist nämlich entgegen Ihrer Aussage durchaus gängige Praxis. Ein Tim Grohmann (2012 war er Olympiasieger im Doppelvierer) z. B. war früher Schwimmer und auch ein Marc Huster (mehrfacher Welt- und Europameister sowie Vizeolympiasieger im Gewichtheben) war ebenfalls zuvor Schwimmer. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ich hab mich mal auf Beispiele aus Dresden beschränkt, weil ich mich da am besten auskenne.

    Was mir an Ihrem Beitrag aber völlig fehlte, war eine irgendwie geartete Aussage darüber, wie es Ihrer Meinung nach besser gemacht werden könnte. Ohne dem ist Kritik – berechtigt oder nicht – eher sinnlos.

    Da Sie die Alternativen nicht aufführen, könnte man annehmen (in logischer Folge zur bahnbrechenden Erkenntnis zur Verweildauer von Olympiasiegern an Sportschulen), das Beste wäre, man schafft Sportschulen ab und automatisch haben wir mehr Medaillengewinner bei Olympia. Oder?

    Vielleicht lernt man ja auf der Columbia Journalism School, dass Kritik ohne Verbesserungsvorschläge nix bringt? ;-)

    PS: Wenn ich Jubelberichterstattung sehen wollte, hätte ich nicht spät abends WDR eingeschaltet.

    • 2. Mai 2013 -

      @KJS-Schüler

      Als Journalist ist es meine Aufgabe, Missstände zu kritisieren. Wenn sich bei der Recherche eine Lösung ergibt, ist das gut. Wenn nicht, kritisiere ich trotzdem – um eine Diskussion anzustoßen, aus der eine Lösung entstehen kann.

      Einige der Quellen:

      Papier von Robert Prohl „„Mündige Ästheten“ in einer „lernenden Organisation“? – zivilgesellschaftliche Reflexionen über den Leistungssport in Deutschland“ (hier als PDF)

      Gerd Ahlert, Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung: „Investive Sportförderung in der Bundesrepublik“ (hier als PDF)

      Arne Güllich / Eike Emrich: „Zur Produktion sportlichen Erfolgs“ -> nicht online, dort findet sich u.a. auch die von Güllich angeführte Untersuchung zu Effizienz von Eliteschulen

      Wenn ich Sie durch die Lektüre überzeugen konnte – schön. Wenn nicht, kann ich auch damit leben.

  5. 2. Mai 2013 -

    Na immerhin mal ein paar Quellen.
    Wobei ich die verqueren Thesen des Herrn Prohl schon in Ihrem Beitrag merkwürdig fand. Das verlinkte Dokument ist dann gleich dermaßen verkopfter Quark, dass ich mich fragen muss, auf welchem Planeten der Herr lebt. Aber okay, um ihn soll es hier nicht gehen.
    Sie wollen also Missstände aufzeigen. Ja, hätten Sie mal gemacht. Aber nix da, nur Fragen aufgeworfen. Mit keiner einzigen konkreten Tatsache haben Sie Ihre Zuschauer konfrontiert. Nur unbelegte Aussagen wie „Fraglich ist zudem, wie effektiv die mit Steuergeldern finanzierte Schufterei überhaupt ist.“
    Wie viel kostet denn den Steuerzahler der Betrieb einer Sportschule mehr als der Betrieb einer gleich großen normalen Schule?
    Oder:“Auch Fragen nach einer Zukunft außerhalb des Sports haben wenig Platz.“ Inwieweit unterscheidet sich das von Normalschulen? Haben Sie mal recherchiert, wie viel Prozent der Schulabgänger von Sportschulen im Vergleich zu Normalschulen im späteren Leben „auf der Strecke“ bleiben? Nö, ist doch einfacher etwas zu behaupten oder nur anzudeuten.
    Ich vermute eher (ich darf das, bin ja kein Journalist), dass der prozentuale Anteil der im späteren Leben Gescheiterten an Sportschulen eher geringer ist. Und ich sage Ihnen auch warum: Leistungssportler haben – auch wenn sie keine Medaillen bei Welt- oder Europameisterschaften gewinnen konnten – zumindest gelernt, ein selbst gestecktes Ziel zu verfolgen, mit Ausdauer und allen Konsequenzen.
    Hätten Sie doch mal die Sportler gefragt, warum sie sich das alles antun. Ich sag’s Ihnen: Nicht etwa, um den Medaillenspiegel für Deutschland zu verbessern. Das ist einem Sportler in der Regel sch…egal. Der will der Beste sein oder zumindest seinen eigenen Leistungszenit erreichen. Der will für sich und niemand anderen eine Medaille oder das Gefühl, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Dass dies von anderen Seiten instrumentalisiert wird, ist schon klar. Aber das war dem Sportler in der DDR (zumindest inoffiziell) völlig Wurscht und ist es auch heute.
    Vielleicht hab ich ja den Beitrag auch irgendwie nicht richtig verstanden. Dann können Sie doch bitte hier noch mal konkret schreiben, was denn die von Ihnen angesprochenen Missstände an Eliteschulen des Sports genau sind und wo wie viele ineffektiv Steuermillionen verpulvert werden. Und wer oder was zwingt junge Menschen, in diesen ineffizienten Eliteschulen zu schuften?
    Wenn ich mit meinen Fragen Ihren journalistischen Ehrgeiz wecken konnte – schön. Wenn nicht, finde ich es schade.

    • 3. Mai 2013 -

      @KJS-Schüler

      Der Vergleich der „auf der Strecke Gebliebenen“ wäre ein wissenschaftliches Forschungsprojekt, meiner Meinung nach lohnend. Allein die Eliteschule in Essen kostet jährlich 800.000 Euro zusätzliche Betriebkosten, dort wohnen 53 Sportler. Das können Sie gerne hochrechnen, offizielle Zahlen gibt es nicht (eigentlich auch ein Unding). Wenn Sie bis hierhin das Problem nicht sehen, kommen wir wohl nicht mehr zusammen. Schöne Woche!

  6. 3. Mai 2013 -

    Verstehe ich Sie richtig, die 800 T€ sind zusätzliche Kosten im Vergleich zu einer gleich großen normalen Schule pro Jahr?
    Sie schreiben „dort wohnen 53 Sportler“ – Internatsunterbringung ist m. E. separat zu bewerten.
    Das „Problem“ sehe ich jedenfalls immer noch nicht, da Sie nicht beschreiben, was denn das „Problem“ eigentlich ist. Dass Leistungssport mehr Geld kostet, als keine Leistungssport ist logisch.
    An welcher Stelle die Kosten jetzt aber ineffektiv verpulvert werden habe ich weder in Ihrem Beitrag noch hier finden können.
    Also wo könnte man mit weniger finanziellen Aufwand das Gleiche erreichen? Oder wo/wie kann man mit dem gleichen finanziellen Aufwand mehr (Medaillen etc.) erreichen?
    Belege, nicht Mutmaßungen, machen guten Journalismus aus.
    Oder wollten Sie nur ausdrücken: „Leistungssport kostet Geld, daher ist Leistungsport ineffektiv/ineffizient ergo schlecht“?
    Es wäre schön, wenn Sie diese und die Fragen aus den vorherigen Beiträgen beantworten würden. Dann kommen wir vielleicht doch noch zusammen.

  7. 6. Mai 2013 -

    Arne Güllich / Eike Emrich: “Zur Produktion sportlichen Erfolgs” -> hier wird durch statistische Auszählung belegt, dass je länger Olympiateilnehmer an Eliteschulen des Sports waren (sprich: je niedriger das Eintrittsalter), desto weniger erfolgreich waren diese Sportler bei Olympia. Das ist die Ineffizienz, das ist seit Jahren wissenschaftlich nachgewiesen – trotzdem macht sich der DOSB keine Gedanken über Alternativen.

  8. 6. Mai 2013 -

    Die 300 seitige Studie konnte ich im Web nicht finden, dafür aber diese hier: http://www.swi-uni-saarland.de/files/file/Eliteschulen%20des%20Sports.pdf an der zumindest der Herr Emerich mit beteiligt war und die ebenfalls die Effizienz von Eliteschulen des Sports zum Thema hatte.
    Falls die von Ihnen genannte Studie ein vergleichbares Niveau hat (Antworten von nur 1/3 der Olympiateilnehmer, nur eine Sommer- bzw. Winterspiele betrachtet) kann man die auch als nutzlos abhaken. Und da die wenigsten Olympiastarter noch zur Schule gehen, müsste man vielmehr bzw. genauso deren anschließenden Trainingsmöglichkeiten während der Berufsausbildung bzw. des Studiums betrachten.
    Aber, es ging ja ursprünglich um Ihre Sendung. Und die hat bezüglich der von Ihnen aufgeworfenen Fragen und Kritiken so gut wie keinen Aussagewert. Einzig der Herr Güllich darf sein Studienergebnis nennen. Ansonsten null zusätzliche Information oder Bildmaterial, welches dies untermauert.
    Auch auf meine mehrfach gestellten Fragen haben Sie keine Lust (oder keine Argumente?) zu antworten.
    PS: Warum killt diese Seite jegliche Freizeilen unterhalb von Absätzen? Ist dadurch alles schlecht lesbar.

  9. 17. Dezember 2013 -

    Angesichts der aktuell bevorstehenden Olympischen Winterspiele in Sochi ist dieses hier diskutierte Thema im Grunde hoch interessant und sollte abgesehen von den unterschiedlichen Ansichten hier eigentlich Gegenstand der DOSB Verantwortlichen sein, um grundlegende strukturelle Hintergründe im Deutschen Spitzensport zu überprüfen, zu hinterfragen, zu analysieren und zu verbessern.

    So ist schon zum jetzigen Zeitpunkt in einigen Sportarten zu erkennen, dass doch weniger Athleten als eigentlich erhofft sich für die Olympischen Spiele überhaupt qualifizieren konnten wie zum Beispiel im Eisschnelllauf, Short Track oder auch im Eishockey, wo erstmals das Deutsche Team nur zusehen wird.

    Wie man erkennt, fühlen sich von diesem Bericht ehemalige Betroffene mit dem KJS System angegriffen und es kann wirklich der Eindruck von einem unwissenden Betrachter entstehen, dass dieses Elitesportschule-System in Frage gestellt wird. Der Aspekt, welcher hier einem Unwissenden leider zum Hauptverständnis fehlt in der Gegenüberstellung der früheren erfolgreichen Kinder- und Jugendsportschulen der DDR und der heutigen Eliteschulen des Sports ist die Tatsache, dass die staatlichen Sportsysteme, in welche diese Schulsysteme integriert sind, sich grundsätzlich gravierend voneinander unterscheiden. Damit soll nicht das immer wieder benutze Doping-System angesprochen werden und alles nur darauf reduziert werden (übrigens macht Doping allein keinen Weltmeister), denn dies gab es erwiesen in Ost und West und ist ein Thema für sich, nein es geht vielmehr darum klarzustellen, dass die Aufgabe und Funktion dieser Schulformen zwar von der Idee her gleich sind nach außen für die Öffentlichkeit, aber in zwei völlig verschiedene Gesellschafts-Systeme zu unterteilen sind.

    Das KJS System war ein komplett staatlich finanziertes Schulmodell zur Unterstützung des Spitzensports als ein Teil vom voll staatlich finanzierten Leistungssportsystem vom Beginn an. Dort trainierten die Sportler zunächst in TZ und wurden dann unter Tausenden im gesamten Staat durch entsprechende Leistungstests und Norm-Erfüllungen aussortiert. Diese gründliche und sehr strenge Auslese hatte schlichtweg den Grund, dass man hier enorm viel Geld in junge Kinder und Athleten investierte seitens des Staates, die natürlich Leistungsträger in der Zukunft sein sollten und man daher nur nach geeigneten Kindern suchte. Außerdem wurde ganz klar in verschiedene Sportarten mit unterschiedlichen Eintrittsalter und sehr wichtig auch in Sportzyklen unterschieden. So gab es auch Sommersportschulen und Wintersportschulen, da deren Trainingszyklen komplett unterschiedlich waren. Und nun ein anderer wichtiger Aspekt. Die Existenz dieser Schulen war nicht finanziell von der Tragfähigkeit durch vollbestückte Klassen abhängig, sondern war zu 100% dem knallharten Leistungsprinzip der zu erfüllenden sportlichen Leistungsaufträge untergeordnet, weil dieses System den Staat ja enorm viel Geld kostete, ein Mehrfaches was der heutige wesentliche reichere Staat übrigens ausgibt. So waren Klassenverbände von 3-4 Athleten in den höheren Stufen oder sogar Einzelunterricht keine Seltenheit. Der Lehrplan und Schulplan wurde speziell nach den Vorgaben der Spitzentrainer an die Wettkampfsaison individuell angepasst. Alle Nachwuchstrainer vom Anfänger und dann Nachwuchs in den TZ (Trainingszentren), der Vorstufe zu den Sportschulen, waren pädagogisch, sportfachlich umfassend ausgebildete Trainer mit angeschlossenen Sport-Diplom von der DHFK, das was heute die Deutsche Trainerakademie in Köln darstellt. Die meisten davon waren in den Leistungszentren hauptberuflich oft unbefristet für die verschiedenen Altersklassen angestellt. Sie waren Leistungssport-Trainer mit Diplom, einem damals sehr hoch anerkannten Beruf in der DDR.

    Das heutige Sportschulsystem muss sich ganz anderen Bedingungen unterwerfen. Diese Schulen unterliegen dem wirtschaftlichen Zwang sich tragen zu müssen, wie auch die Sportvereine. Da fällt logischerweise eine knallharte Aussortierung nach Eignung und nach späterer orientierter sportlicher internationaler Spitzenleistung schon mal weg, denn das wäre gar nicht finanzierbar mit den wenigen Mitteln. Dort muss eine gewisse Grundzahl an Schülern in den entsprechenden Klassenverbänden bis zur höchsten Stufe erzielt werden. Zudem besteht das Problem, dass Athleten, die diesen Schulweg gewählt haben, auch ein Sport Abitur zu absolvieren haben und in den jeweiligen Sportarten im Leistungskurs ihre jeweiligen Schulnoten erbringen müssen, auch wenn sie längst nicht mehr die internationalen Spitzennormen ihrer entsprechenden Sportart als Leistungskader in den oberen Klassenstufen erfüllen. Aber natürlich kann man diese jungen Menschen nicht wie bei der KJS einfach ausdelegieren, denn in diesem Schulsystem mit über 68 verschiedenen Schulformen ist es schwer in der 10., 11. oder 12. Klasse in eine andere Schule zu wechseln, wie auch aus dem Beitrag hervorgeht, man kämpft seitens der Eltern um den Erhalt des Schulplatzes. Das ist völlig verständlich. Es geht immerhin um die berufliche Zukunft der Athleten. Auch die war früher völlig anders als Spitzenathlet abgesichert. Das dies ein großes Thema ist, beweisen ja die Ergebnisse der aktuellen Studie der Deutschen Sporthilfe, dass zu 60% der Deutschen Spitzenathleten unter Existenzangst bezüglich ihrer Zukunft leiden! Mit einem Selektionssystem nach knallharten Leistungsnormen, orientiert am internationalen Hochleistungssport, hat das heutige Sportschulsystem aus oben genannten Gründen logischerweise nichts mehr zu tun. Es ist also kein Leistungsprinzip mehr im Sinne wie es in der DDR einst aus beschriebenen Gründen sein musste. Diese Schulen werden wie im Beitrag beschreiben nicht an dem Prinzip der Anzahl der Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften gemessen.

    Nein in dem heutigen Sportsystem muss trotzdem wirtschaftlich die Masse zählen. Die staatliche Förderung direkt im Sport setzt meistens erst dort an, wenn ein Athlet bereits Spitzenleistung erbringt und auf Grund dessen dann überhaupt erst zu einem staatlich finanzierten Trainer wechseln darf. Dieser wird im Übrigen maximal 50% vom BMI finanziert wird, der Rest ergibt sich immer aus Mischfinanzierungen der Verbände und anderen Trägern. Für einen Sport-Schüler ist es heutzutage enorm schwierig im jüngsten und wichtigsten Athletenalter, da dort sämtliche Grundlagen gelegt werden, von einem hochprofessionellen Trainer betreut zu werden. Wie viele junge Athleten trainieren auch während der Schulzeit bei hochengagierten Übungsleitern, Vereinstrainern in den Sportvereinen und gehen dort viele Anfangsjahre ihrem Training nach. Aber immer mehr dieser Personen sind keine hauptamtlichen Fachtrainer mit Trainer-Diplom und jahrelanger Erfahrung im Hochleistungssport, nein sie besitzen meist nur die Trainer-Lizenz und gehen nebenberuflich dieser Tätigkeit nach. In den Genuss der wenigen Landestrainer der Landesfachverbände und der Spitzentrainer kommen sie teilweise erst später. Und die Struktur der Trainingsgruppen dieser Landestrainer, die dann für solche Kaderathleten verantwortlich sind, ist meist auch darauf in der Realität orientiert die Vereine zu entlasten und möglichst viele Sportler der Altersklassen gleichzeitig zu betreuen, da hinten und vorne Geld für gute qualifizierte Trainer in der Nachwuchsarbeit fehlt. Das heißt eine Mischung aus hochtalentierten Sportlern und Mittelmaß. Der dringend erforderliche ständige Austausch zwischen Lehrer und Trainern bleibt oftmals auch auf der Strecke. Dann absolvieren Sommersportler und Wintersportler in einer gemeinsamen Klasse ihre Aufgaben, was einen strukturierten angepassten Lehrplan gar nicht ermöglicht. Und kaum ein früherer Athlet der DDR Sportschule im Spitzenkader Bereich musste das gesamte Jahr bis an die 35-40 Unterrichtsstunden die Woche absolvieren. Dort gab es sportliche Perioden, wo der Athlet kaum noch in der Schule war, um sich physisch und vor allem psychisch voll auf den Hochleistungssport zu konzentrieren, was international in vielen Ländern die jungen Athleten durch home-school auch heute machen. In Deutschland gibt es als einziges Mittel an manchen Schulen die Schulzeitstreckung, diese ist enorm wichtig und das ist das Mindeste was ein Athlet bräuchte, aber oft fehlt es auch dort an der effektiven Abstimmung oder Umsetzbarkeit für Trainer und Athlet. So ist bekannt, dass einige Athleten zur Sportstätte hetzen, kaum Zeit für die wichtige Trainingsvorbereitung oder Nachbereitung haben, eventuell noch mit Essen kombinieren und dann wieder zum Unterricht zurückhetzen. Die sogenannten Profilsportstunden werden oft von Sport-Lehrern der Schulen und wenig von Disziplintrainern der Sportarten durchgeführt. So ist mir ein Fall bekannt, wo der Athlet wochenlang Badminton spielen musste in dieser Zeit, statt seiner Sportart nachzugehen. Ja das sind dann genau Ansatzpunkte für eine Verschwendung von Fördergeldern. Aber der Grund dafür liegt nicht an der Idee einer Sportschulde, nein die ist ohne jede Frage in Deutschland bei der Schulpflicht ein Muss für den Leistungssport, vielmehr müsste man das gesamte erkrankte Sportsystem einer ausführlichen Analyse und wesentlich besseren Kontrollen seitens des DOSB unterziehen und sich hinterfragen, wo Potenzial für Verbesserungen liegt. Zum Beispiel getrennte Schul-Zyklen Sommer- und Wintersport, intensive Zusammenarbeit, Abstimmung vor der Saison des Trainingsplanes und Unterrichtsplanes der Spitzentrainer im Nachwuchs mit den Lehrern. Mehr hauptamtliche Spitzen-Trainer in den Leistungszentren. Die eigentlichen Bundestrainer der Disziplinen haben meistens gar nichts mit der Schulzeit zu tun, da die Athleten erst in der Spitzenklasse nach der Schulzeit in ihre Teams wechseln. Doch das deutsche Sportsystem und auch diese Elite-Sportschulen obliegen in vielen Sportarten in der Kooperation der Abhängigkeit von Übungsleitern und Vereinstrainern und somit der Vereine und diese müssen sich alle selbst finanzieren. Die Eltern finanzieren den Verein, den Sport, manchmal auch die Schule und somit haben die Eltern meistens auch in dieser Kombination das Sagen. Bundesstützpunkt zu sein bedeutet längst nicht mehr dass man dort vom jüngsten Nachwuchsalter an genug hauptamtliche Trainer findet. Nein, die Vereine vor Ort bei den Leistungszentren, die oft selbst Trainer anstellen müssen, meist als Honorartrainer, übernehmen in diesem Sportsystem die Aufgabe der wichtigsten Grundlagenarbeit für den Hochleistungssport. Inwieweit sich das Prinzip für den Hochleistungssport eignet liegt bei jedem selbst dies zu bewerten. Nicht ohne Grund schlagen solche Sportgrößen wie eine Claudia Pechstein Alarm und hinterfragen sich wie es sein kann, dass sie mit über 40 Jahren doch noch zu den besten Athleten zählen können. Was ist mit dem Nachwuchs? Tja, stellt sich die Frage wie weit eine Claudia Pechstein mit den heutigen für die Sportler möglichen Rahmenbedingungen, wie auch diesem hier diskutierten „Eliteschulen-System des Sport“ gekommen wäre, die in den jugendlichen Jahren die Grundlage für ihre internationale Spitzenerfolge legte. Dabei sei auch noch erwähnt, dass man die Definition eines Kaderathleten von früher und heute überdenken sollte, früher in der DDR bedeutete Perspektivkader international bei Großereignissen eine Medaille zu erkämpfen, heute ist man oft bei Perspektivkadern froh, dass sie sich überhaupt für ein Großereignis qualifizieren bzw. teilnehmen und es besteht viel mehr der existentielle Zwang der Verbände, sich eine hohe Anzahl an Athleten zu Bundeskadern und Landeskadern zu benennen, um alle 4 Jahre die Leistungszentren und somit die wenigen hauptamtlichen Trainer überhaupt finanziert zu bekommen, die dann alle 4 Jahre der großen Angst ausgesetzt sind arbeitslos zu werden in einem heutigen Land, wo der Trainerberuf noch nicht einmal anerkannt ist.

    Somit hat dieser Bericht zwar ein hoch interessantes Thema aufgegriffen, aber den wichtigsten Aspekt, die Betrachtung des dazugehörigen Sportsystems leider weggelassen. Ich kann aus meiner Sicht nur sagen, ich ziehe vor jedem Athleten den Hut, der sich dem Leistungssport heutzutage verschreibt, es ist wesentlich härter als für einen talentierten Athleten zu DDR Zeiten! Und angesichts dieser Tatsache muss eine Sportschule Teil des Sportes bleiben. Verbesserungen wären von Seiten des DOSB jedoch wünschenswert.

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