Daniel Drepper

Nachtrag: Wachstumshormon bei NRW-Triathlon-Team

Harter Stoff bei einem semiprofessionellen Triathlon-Team in NRW? Eine Passage aus dem Text zum Doping der Straße hat für einige Leser und Kommentare gesorgt. Ein Amateur-Triathlonteam aus NRW hatte sich vor einigen Jahren über das Internet chinesische Dopingmittel bestellt. Später hatten dieselben Triathleten ein neu zugelassenes Medikament sogar von ihrem deutschen Hausarzt bekommen – abgerechnet über die Krankenkasse. LidlRacer hatte gefragt, ob ein Artikel aus dem Tagesspiegel, in dem es um „zweitklassige professionelle deutsche Radfahrer“ geht, sich auf den gleichen Fall bezieht.

Auf Nachfrage schreibt Professor Horst Pagel vom Institut für Physiologie der Uni Lübeck:

„Es handelt sich in beiden Fällen tatsächlich um dieselbe Geschichte. Die betreffenden Athleten sind Mitglieder einer Abteilung eines größeren Sportvereins. Es sind in erster Linie Triathleten; einige davon fahren aber ausschließlich Radrennen. Sie trainier(t)en aber gemeinsam und wurden auch gemeinsam von dem befreundeten Trainer, von dem ich die Informationen und auch die von mir analysierte Probe habe, betreut. Der Autor des Artikels im Tagesspiegel ist ebenso wie ich in erster Linie radsport-orientiert, sodass er sich beim Schreiben seines Textes ausschließlich auf die Rennradler bezogen hat.“

Hatte die Sache nun irgendwelche Folgen für die Sportler? Und welches Triathlonteam steckt hinter dem Fall (wie wohl nicht nur Larst. sich fragt)?

Ich selbst kenne die Athleten nicht beim Namen. Horst Pagel schreibt mir, dass ihm die entsprechenden Namen zwar alle bekannt seien, er sie aber nicht nennen werde. „Mir geht es nicht darum, einzelne Vereine oder Personen anzuprangern. Ich möchte als Wissenschaftler Strukturen aufdecken.“

Zu diesem Fall könnte man verschiedene Diskussion beginnen. Zum Beispiel zur namentlichen Nennung dopender Athleten. Zum aktuellen Fall einige Bemerkungen: Ich kann Horst Pagels Einstellung verstehen, auch wenn ich die Athleten natürlich gern namentlich kennen würde. Der befreundete Trainer hatte sich vertrauensvoll an Pagel gewandt. Und um Strukturen aufzudecken, reicht es völlig, die Begebenheit so zu schildern, wie hier im Blog geschehen. Andererseits ist das neben dem Doping natürlich auch ein Betrug an der Krankenkasse und damit allen Beitragszahlern.

Grundsätzlich interessiert mich aber eher, wie häufig so etwas im ambitionierten Amateursport vorkommt. Ich vermute: Deutlich häufiger, als sich manch einer eingestehen will.

  1. 2. Dezember 2010 -

    Eine Diskussion zum Thema gibt es auch bei triathlon-szene.de: http://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=16733

  2. 2. Dezember 2010 -

    Ist es im Sinne des Erfinders, dass ein Anti(?)-Doping-Beauftragter für ihm namentlich bekannte Doper die „gute“ Qualität ihres Billigstoffs aus China bescheinigt, und sie damit zum Weiterdopen ermutigt? Und dass er immer noch nichts dagegen unternimmt, wenn diese anschließend auf Kosten der Krankenkassen weiterdopen?
    Oder hat er etwas getan, was wir noch nicht wissen?

  3. 5. Dezember 2010 -

    „Grundsätzlich interessiert mich aber eher, wie häufig so etwas im ambitionierten Amateursport vorkommt. Ich vermute: Deutlich häufiger, als sich manch einer eingestehen will.“

    Mag sein, aber ich vermute auch, dass es deutlich weniger ist, als man es uns manchmal glauben machen will! Die Frage ist doch, wo der „ambitionierte“ Sport anfängt und dass man mit so pauschalen Aussagen immer mehr in den Köpfen der Sportler einpflanzt, dass es eh jeder macht und man einfach mitmachen muss.
    Ich will das nicht glauben, wiewohl ich mir vorstellen kann, dass es in der Szene kranke Geister gibt, die für eine bessere Platzierung in der Altersklasse oder eine Qualifikation für Hawaii zu unerlaubten Mitteln greifen.
    Aber in meiner persönlichen Sportwelt ist mir es noch nie begegnet. Und ich kenne auch Sportler die deutlich ambitionierter sind als ich.

    Trotzdem danke für den Nachtrag und weiterhin viel Erfolg für die interessanten Recherchen.

  4. 6. Dezember 2010 -

    @LidlRacer: Hab grad nochmal nachgefragt: Horst Pagel sagt zum einen, dass er Wissenschaftler sei und kein Kriminalist und daher das Aufdecken der Strukturen der Bestrafung des Einzelnen vorziehe. Zum anderen sagt er, würde sich niemand mehr an ihn wenden, wenn er die Namen der Beteiligten weitergeben würde.

  5. 6. Dezember 2010 -

    Der gute Mann widerspricht sich:

    „Was den Sport angeht, ist der 52-Jährige [Pagel] für ein rigoroses Durchgreifen: „Alle Verantwortlichen müssen auch zivilrechtlich belangt werden. Es muss ihnen an den Geldbeutel gehen. Wenn nur irgendjemand den Finger hebt und einige mahnende Worte spricht, dann hat das wenig Sinn.“ “
    http://www.suedwest-aktiv.de/landundwelt/im_brennpunkt/3119615/artikel.php

    Offenbar gilt das nicht, wenn er mit dem „Verantwortlichen“ = dem Doping-Trainer befreundet ist.
    Wo ist hier der Kotz-Smiley?

  6. 7. Dezember 2010 -

    Herr Pagel sollte mal den Anti-Doping-Code des BDR lesen, es gibt eine VERPFLICHTUNG ZUR ANZEIGE:
    http://www.rad-net.de/html/verwaltung/reglements/2010-08-03_bdr-adc.pdf
    „14.2 Meldung staatlicher Ermittlungsbehörden

    Der BDR sowie die NADA sind nach Ausübung pflichtgemäßen Ermessens befugt, soweit ein Verstoß
    gegen das Strafgesetzbuch, das Arzneimittel- bzw. Betäubungsmittelgesetz auf Grund Vorliegens
    eines Von der Norm abweichenden Analyseergebnisses oder eines anderen möglichen Verstoßes
    gegen Anti-Doping-Bestimmungen nicht auszuschließen ist, noch vor Mitteilung gemäß Artikel
    7.2.2 den Namen des betroffenen Athleten, seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort , die Substanz, die
    zu dem Von der Norm abweichenden Analyseergebnis geführt hat oder die Art des anderen möglichen Verstoßes gegen Anti-Doping-Bestimmungen sowie weitere relevante Informationen
    (08/2010) der zuständigen Staatsanwaltschaft oder dem Bundeskriminalamt zu melden.

    Ungeachtet dessen haben der BDR sowie die NADA die Verpflichtung, bei auf Grund von Hinweisen
    von Athleten, Athletenbetreuern oder anderen Personen begründeten hinreichendem Verdacht auf
    einen Verstoß gegen das Arznei- oder Betäubungsmittelgesetz oder das Strafgesetzbuch die jeweilige
    Person zur Anzeige zu bringen.“

  7. 25. Januar 2011 -

    […] Stefan Matschiner hat ein Buch geschrieben. Über sich. Über Doping. Über die Parallelwelt Leistungssport. Ich habe mit ihm ein Interview für Zeit-Online geführt: “Nur die Dummen werden erwischt”. Wie so oft ließ sich nicht alles unterbringen, daher hier im Blog noch ein paar Anmerkungen. Unter anderem zu deutschen Dopern und Doping im Triathlon. […]

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