Daniel Drepper

„Ich sage mit Überzeugung, dass im Fußball nicht gedopt wird“


Jürgen Klopp, Meistertrainer: „Ich sage mit Überzeugung, dass im Fußball nicht gedopt wird.“

(Zitat: Frühjahr 2009, mein Interview mit Klopp für Zeit-Online)

Ergebnis meiner Verlosung: Lars gewinnt „Doping im Radsport“ von Ralf Meutgens. Glückwunsch. Die meisten Kommentatoren hatten das Buch schon. Freut mich für Ralf. Alle anderen: Kaufen, gutes Buch.

Warum waren Griechen (2004), Deutsche (2006), Russen (2008) und Spanier (2010) so extrem fit? Warum ist das Spiel grundsätzlich so extrem viel schneller und intensiver geworden, ohne dass es jemand hinterfragt? (Mit wenigen Ausnahmen)

Gefreut hat mich, dass Christoph vom Sportticker nochmal mein altes Interview mit Jürgen Klopp für Zeit-Online ausgegraben hat. Damals habe ich mich das erste Mal journalistisch mit Doping und Schmerzmitteln im Fußball beschäftigt.

Die vier entscheidenden Fragen und Antworten – in der Urpsprungsfassung waren es mal mehr – stelle ich hier nochmal ein:

Zuletzt wurde im Fußball auch mal über das Thema Doping diskutiert. Fehlt dem Fußball das Bewusstsein für dieses Problem?

Klopp: Das Bewusstsein fehlt dem Fußball absolut nicht. Es ist ganz einfach: In den vergangenen Jahren gab es reichlich Kontrollen im Training, in den Spielen, in Trainingslagern – und keine war positiv. Und wenn, dann waren es Abnehm- oder Haarwuchsmittel, die jemand gedankenlos eingenommen hatte. Doping gibt es offenkundig also nicht. Aber wir gehen trotzdem sehr sorgfältig und pflichtbewusst mit diesem Thema um und wollen unseren guten Ruf behalten.

Und der Fall Hoffenheim?

Klopp: Das war kein Dopingfall, sondern eine Frage der Organisation.

Wie wurden Doping-Kontrollen bisher in Dortmund gehandhabt?

Klopp: Wir als Verein stellen bei jedem Spiel einen Doping-Beauftragten, und den tragen wir vorher auf dem Spielberichtsbogen ein. Nach dem Spiel kümmert der sich dann darum, dass die ausgelosten Spieler direkt zum kontrollierenden Arzt in die Doping-Kabine kommen.

Radsportler oder Leichtathleten wären für eine verspätete Kontrolle wie im Fall der Hoffenheimern Andreas Ibertsberger und Christoph Janker sicher hart bestraft worden. Finden Sie nicht, dass der Fußball in Sachen Doping mit Samthandschuhen angefasst wird?

Klopp:Wenn den Hoffenheimern eine konkrete Schuld nachgewiesen worden wäre, hätten sie bestimmt auch höhere Strafen bekommen. Aber ich sage mit Überzeugung, dass im Fußball nicht gedopt wird.

Vor allem der letzte Satz hat schon des Öfteren für Erheiterung gesorgt. Nochmal zur Klarstellung: Der Satz ist ausdrücklich so autorisiert.

Der glückliche Gewinner Lars glaubt übrigens nicht an Mannschaftsdoping im Fußball. Er schreibt in einem seiner Kommentare:

„Dafür hat man im System Fußball zu viele Mitwisser, undichte Stellen und jede Saison mindestens 10 unzufriedene Spieler im Kader, die gerne ihren Frust am Trainer durch öffentliche Anschuldigungen oder versteckte Hinweise auslassen würden. Außerdem fehlt die Tradition des Verschleiern und Versteckens. Wenn schon ehemalige Weltstars ihre Beziehungen zu Schülerinnen öffentlichkeitswirksam inszeniereren, dann fällt es mir schwer zu glauben, dass nicht irgendwo ein geschwätziger ehemaliger Profi der Verlockung unterliegen würde, die Dopingerfahrungen beim Verein XY in die Zeitungen zu bringen.“ Er glaubt eher an Doping über einzelne Berater zum persönlichen Vorteil.

Die prominenten Beispielvereine in Italien, Frankreich, vermutlich auch Spanien sprechen meiner Ansicht nach dagegen. Erst gestern saß ich mit jemandem zusammen, der bis 2006 glaubte: „Im deutschen Radsport wird nicht gedopt, das würde doch rauskommen.“ Seit Ullrich ist er bekehrt. Abwarten, was kommt. Fred Kowasch schreibt dazu in den Kommentaren der Verlosung: „Zwischen (veröffentlichter) Wahrnehmung und der Wirklichkeit liegt oftmals nur der Faktor Zeit.“

Einige Links kamen zur Sprache, zum Beispiel das Dossier bei Cycling4fans und die Links im Blogbeitrag von Jens Weinreich zum „Hoffenheimer Modell“.

Wer mitdiskutieren möchte: Hier oder auch im vorherigen Verlosungsbeitrag ist alles zum Thema Willkommen. Auch über Mails und Anrufe freue ich mich. Nur zu gewinnen gibts dafür jetzt erstmal nichts mehr.

Zum Doping im Fußball gibt es hier im Blog noch vier weitere Hintergrund-Texte:

Wer auf dem Laufenden bleiben will, folgt dem Schlagwort „fussballdoping“ oder schaut bei twitter (@danieldrepper und @fussballdoping) und facebook (facebook.com/danieldrepper und facebook.com/fussballdoping) vorbei.

Kontakt: daniel.drepper (ät) gmail.com // 0176 611 96 014

  1. 29. November 2011 -

    Vielleicht ganz interessant dazu, die Meinung von Matthias Heitmann und Martin Krauss zum Thema Doping. Fußball ist nur am Rande ein Thema, aber nach zwei Jahren immer wieder interessant zu lesen.

    http://catenaccio.de/?p=4263
    http://catenaccio.de/?p=4267

    Interessant im Zuge Doping und Fußball bestimmt auch Neururer und die Captagon-Geschichte:
    http://www.faz.net/aktuell/sport/doping-im-fussball-die-unschuldslaemmer-sind-laengst-entlarvt-1433604.html

    Äußerst spannendes Thema insgesamt nur leider zuletzt etwas in Vergessenheit geraten.

    • 29. November 2011 -

      @jens

      Ich habe die Interviews jetzt nicht komplett gelesen, finde sie zum Teil aber haarsträubend. Wenn Krauß über die Praxis der Dopingkontrollen schimpft, ist das in Ordnung. Andere Punkte gehen nicht. Ich finde nicht, dass zum Beispiel Heitmann mit seinen Vergleichen zur Formel1 und zu Sumo-Ringern / Hochspringern und der Gesundheitsschädlichkeit von Leistungssport generell, der Diskussion etwas hinzuzufügen hat. Der Punkt der Freigabe ist für mich persönlich mehfach ausdiskutiert. Einfach gesagt: Ich brauche Grenzen, sonst kann ich kein Kind zum Sport schicken. Und nein, ich kann gedopten Hochleistungssport von ungedoptem Breitensport nicht trennen. In aller Kürze.

      Neururer und Captagon ist sicher einer von vielen Aspekten, die – wenn überhaupt – nur halb aufgeklärt sind.

  2. 24. Januar 2012 -

    […] Überzeugung, dass im Fußball nicht gedopt wird“, hatte mir Jürgen Klopp vor knapp drei Jahren in einem Interview für Zeit-Online gesagt. Das ist natürlich Quatsch. Skandale wie das Teamdoping bei Juventus Turin […]

Schreibe einen Kommentar zu jens Antworten abbrechen